Im

 

Unterschied

 

 

    Freie Religion          |        Christliche Religion

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elke Gensler

Mainz 1997

 

 

 


Selbstverlag

Freireligiöse Gemeinde Mainz

Gartenfeldstraße 1, 55118 Mainz

Tel.: 0 61 31 / 67 49 40

Internet: www.freireligioese-gemeinde-mainz.de

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Seite

 

 

Vorwort

5

Noch eine Art Vorwort

7

Freie Religion

8

Christliche Religion

10

 

 

Stichworte

 

Bibel

11

Erlösung

11

Freiheit

12

Gebet

12 - 13

Gewissen

13

Glaube

14

Glaubensbekenntnis/Dogma

15

Gott

15 - 16

Gut und Böse

16 - 17

Heilig

17 - 18

Heiliger Geist

18 - 19

Hoffnung

19

Jesus Christus

20

Kirche

20

Kult

21

Leiden

21 - 22

Mensch

22 - 23

Natur

23 - 24

Offenbarung

24

Religion

25

Seele

26

Schöpfung

27

Sünde, Schuld, Vergebung

27

Symbol

28

Tod und Jenseits

29

Wunder

29 - 30

 

 

Literaturauswahl von und über die Freireligiösen

31

 

 

 

 

 

 

 

Im Unterschied

von Elke Gensler

 

Broschüre,

Freireligiöse Gemeinde Mainz, 1997

 

 

Vorwort

Im Unterschied wird manches leichter verständlich. In diesem Fall die Differenz zwischen Freier Religion und Christlicher Lehre. Bei der Zusammenstellung der Stichworte handelt es sich um eine begrenzte Auswahl; mancher Gedanke wird vermisst, mancher Begriff fehlt. Überschaubarkeit war ein Auswahlkriterium. Die Qual der Wahl zwingt, mehr außen vor zu lassen, als aufnehmen zu können. Der Einfachheit halber sind die Stichworte alphabetisch geordnet und stehen sich in den Spalten „Freie Religion“ - Christliche Lehre“ gegenüber. Was definitionsgemäß mit beiden Religionssystemen gemeint ist, lässt sich zu Beginn nachlesen.

Um die eine oder andere Religion zu verstehen, braucht man Informationen. Sie liegen in knapper Form vor Ihnen. Wer sein Wissen darüber hinaus vertiefen will, muss Zeit und Arbeit investieren. Für den Bereich „Freie Religion“ gibt es inzwischen etliche Literatur, die im Anhang in Auswahl genannt ist.

Inhaltlich handelt es sich bei der Gegenüberstellung um Begriffe, die für das Verständnis Freier Religion/Christentum von Bedeutung sind. Es gibt Ausnahmen: der „Heilige Geist“ spielt zum Beispiel in der Freien Religion keine Rolle mehr; genauso wie es den Begriff „Kirche“ für Freireligiöse Gemeinden nicht gibt. Das Nichtvorhandensein sagt jedoch auch etwas über Freie Religion aus. Im Übrigen handelt es sich um religiöse Fragen, die schon immer gestellt wurden und wofür Begriffe wie Leid, Seele, Gewissen, Tod, Gott, Gut und Böse etc. stehen.

Gibt es auf christlicher Seite einen Konsens zu deren inhaltlichen Klärung, so fehlt den Freireligiösen eine verbindliche Lehre.  

Vielleicht geht es Ihnen wie dem, der philosophiert: da hat jeder einen eigenen Begriff von Philosophie; genauso wie für jeden Begriffe wie Tod, Freiheit, Hoffnung usw. eine persönliche Färbung besitzen. Die freireligiöse Erläuterung kann keine Darstellung freireligiöser Lehre ergeben. Sie will lediglich eine Richtung andeuten, Akzente setzen, Orientierung geben und - selbstverständlich - zum Selberdenken auffordern.

Und zum Ergänzen! Denn es mag ja sein, dass die eine oder andere Erläuterung als unverständlich oder unbegründet zurückgewiesen wird.

Am besten ist es, über den Dialog mit der stummen Broschüre hinaus den Austausch mit den Träger/innen beider Haltungen zu suchen. Dialoge sind hilfreich. Was vorher möglicherweise als (glaubens)hindernd unterdrückt wurde, kommt dabei an die Oberfläche. Da ist es der Betrachtung ausgesetzt. Schon das Aussprechen ist heilsam, manches verliert seinen Schrecken. Wir dürfen auch das, woran wir hängen, kritisieren. Es ist wie mit den Menschen, die wir lieben: wir sind nicht gezwungen, von allem, was sie tun, begeistert zu sein. Kritik ist Frucht von Interesse, von Anteilnahme und von Leben: Erst was keine Frucht mehr bringt, stirbt ab.

                                                Elke Gensler, 1997

Für den Bereich „Christliche Lehre“ wurde im Wesentlichen folgende Literatur zur Hilfe genommen:

·       Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage

·       Wörterbuch des Christentums

·       Katechismus der Katholischen Kirche

 

 

 

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Noch eine Art Vorwort

Der kleine Unterschied

Meines Wissens verbietet keine freireligiöse oder atheistische Gemeinschaft ihren Mitgliedern das Lesen katholischer oder protestantischer Schriften. Warum aber die Verbote der katholischen Kirche? Warum der Index? Warum der Antimodernisteneid? Warum die kirchliche Druckerlaubnis? Sind ihre Gläubigen und Theologen geistig weniger autark als die Anhänger ihrer Feinde?

Nein, die Geschichte, die Logik und das Ethos richten sich eindeutig gegen die Lehre und Praxis der Kirche, weshalb sie die Aufklärung scheuen und die Lektüre kritischer Werke verbieten muss während ihre Gegner es sich sogar leisten können, zum Studium des kirchlichen Schrifttums aufzufordern.

Das ist ein Unterschied, den ich dem Nachdenken des Lesers empfehle.

 

 

 

Karlheinz Deschner

(aus: „Abermals krähte der Hahn“, Düsseldorf 1980, S. 603)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Freie Religion

Freireligiös ist im weitesten Sinne eine Haltung, die sich zur religiösen Bindung des Menschen bekennt, diese aber „frei“, nach individuellem Gewissensentscheid wählen und auch von dogmatischem Zwang und institutioneller Bevormundung frei leben möchte. Den Freireligiösen geht es um eine vernunftorientierte Religion, frei von Zwang und Dogmen, in der sich Glaube und Wissen nicht widersprechen. Sie stehen damit in der Tradition der europäischen Aufklärung.

Menschen mit dieser „aufgeklärten“ Haltung schlossen sich im 19. Jahrhundert zusammen und begründeten die Freireligiöse Bewegung. Ihre Wurzeln liegen in den reformierten Kreisen der Katholischen Kirche, den rationalistischen Kreisen der Protestantischen Kirche und im Umfeld der Revolution von 1848.

Folgende Grundsätze kennzeichnen die Freireligiöse Bewegung:

1.  Uneingeschränkter Gebrauch der Vernunft in der Religion

 statt Berufung auf äußere Autorität oder Überlieferung.

2.  Völlige geistige Freiheit in der Religion statt Bindung an

 Dogmen und Bekenntnisse.

3.  Großzügige Duldung verschiedener religiöser Ansichten und

     Gebräuche statt Beharren auf Einheitlichkeit in Lehre,

     Brauchtum und Verwaltung.

Freireligiös denkt und handelt, wer sich die Einsicht offen hält, dass der Mensch ein unlösbarer Teil des kosmisch-evolutionären Ganzen ist, an dem er durch seine Bewusstheit und sein Wertempfinden schöpferisch teilzunehmen vermag.

Freie Religion hat es zu tun mit dem Verlangen, sich mit dem Ganzen von Welt und Dasein eins zu fühlen und dem menschlichen Leben wie dem Leben überhaupt einen Sinn zu geben. Und sie hat zu tun mit der Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinaus zu denken, zu fühlen und zu handeln.

Freie Religion ist nicht mehr an eine bestimmte Lehre oder Offenbarung, an heilige Bücher oder Religionsstifter gebunden, sondern ereignet sich im Einzelnen selbst als das „Innerlichste, was sich denken lässt“ (Arthur Drews).

In Freireligiösen Gemeinden begegnen sich Menschen, die Sinnbezüge in der ganzen Weite menschlichen Lebens suchen. Die welt- und lebensbejahende Haltung der Freireligiösen betont das Hier und Jetzt, nimmt es an und gestaltet es, ohne „ewige Glückseligkeit“ in einem jenseitigen Leben nach dem Tode zu erwarten. Freireligiöse suchen Bewährung in diesem endlichen Leben.

 

 

Christliche Lehre

Sie bezeugt und vermittelt, was mit Christentum und christlichem Glauben gemeint ist. Der zentrale Inhalt des christlichen Glaubens ist an das apostolische Glaubensbekenntnis gebunden. Es beginnt mit den Worten: „Ich glaube an den einen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn“.

Die ursprüngliche Form des Christentums, der Katholizismus, stellt sich noch immer weitgehend geschlossen dar. Der Papst als länderübergreifende Macht sorgt für einheitliche Regelungen in wichtigen Glaubensfragen.

Ein ähnlich starkes Oberhaupt fehlt der zweiten jüngeren Hauptströmung, dem Protestantismus. Knapp 500 Jahre ist er alt, und da es keinen starken Papa gibt (nichts anderes bedeutet Papst), haben sich die Protestanten immer wieder entzweit: in Lutheraner, Reformierte, Baptisten, Mennoniten, Methodisten und Freie Evangelische Gemeinden. Allen Protestanten gemeinsam ist eine „Gnadenlehre“. Der Mensch sei schuldig, heißt es, allein durch seinen Glauben an Jesus Christus könne er erlöst werden. Die direkte Befreiung der Sünden durch einen Priester (wie beim Katholizismus: erst beichten, dann büßen), gibt es bei den Protestanten nicht.

Namensgeber der christlichen Religion ist ihr Stifter Jesus Christus selbst, für die Christen der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, um die Menschheit zu erlösen. Durch seinen Tod am Kreuz hat Gott offenbart, dass er sich durch Christus den Menschen gleichgestellt hat, indem er Mensch wurde bis zum Tod.

Zentrale Inhalte christlichen Glaubens bestehen in der Verkündung Jesu, wie sie im Neuen Testament niedergelegt sind.

Für die Inhalte christlichen Glaubens gilt auch das Alte Testament, das Buch, das vom Handeln Gottes berichtet und das Gesetz Gottes enthält. Vom Alten Testament übernimmt das Christentum den Gottesbegriff: Gott ist nicht nur Schöpfer und Erhalter der Welt, sondern er greift auch in die Geschichte ein.

Christentum ist ein Reflexionsbegriff. Die Spaltung der westlichen Kirche in der Reformation des 16. Jahrhunderts provozierte die Frage, was die verschiedenen christlichen Konfessionen trotz aller Unterschiede miteinander verbindet, und worin das Gemeinsame der christlich geprägten Kultur des Abendlandes liegt.

 

 

Freie Religion

Christliche Lehre

Bibel

Freireligiöse sehen in der Bibel ein menschliches, aber kein göttliches Buch. Daher besitzt sie keine Autorität, weder in

religiösen noch ethischen Dingen.

Sie ist eines von mehreren „heiligen“ Büchern der Weltreligionen. Alle sind sie Ausdruck religiöser Weltsicht.

Die Bibel ist das Zeugnis von Gottes geschichtlich ergangener „Tatrede“ und enthält insofern sein Wort. Sie ist für alle christlichen Gemeinschaften Urkunde der Offenbarung Gottes und Grundvoraussetzung allen Glaubens, Lehrens und Handelns. Sie ist Niederschlag des Willen Gottes und ist als Sammlung von Glaubensaussagen und Berichten über die Offenbarung Erkenntnisquelle für Christen.

Erlösung

Freireligiöse bedürfen nicht der stell­vertretenden Erlösertat Christi.

Das Erreichen moralischer Ideale ist dadurch möglich, dass der Mensch seine Verbundenheit zum Wesensgrund der Welt (das Göttliche in sich) erkennt und in Form von Verantwortlichkeit und Mitgefühl für seine Mitmenschen und seine Mitwelt entwickelt.

Das christliche Heilsziel ist die Befreiung von Schuld und Sünde und die Vollendung des ewigen Lebens.

Wegen seiner Sündenverfallenheit bedarf der Mensch der Erlösung. Diese kann er erlangen durch die göttliche Erlösertat Christi. „Am Ende der Zeiten“ erwartet ihn die ewige Verdammnis. Damit ist Erlösung nur durch Christus möglich. Mit seinem stellvertretenden Tod am Kreuz hat er das Böse besiegt und den Gläubigen den Weg zurück zu Gott geebnet.


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Freiheit

„Der eine fragt, was kommt danach?

der andere: Ist es so recht?

Und also unterscheidet

sich der Freie vom Knecht!“

Theodor Storm

 

Freiheit bedeutet Bindung an das innere Gesetz der Persönlichkeit, das heißt das Gesetz im Innern des Menschen (siehe Gewissen).

Der freie Mensch ist der, der sich nicht von außen diktieren lässt, sondern seinem Verantwortungsgefühl folgt und seine persönliche Verpflichtung in sich erfährt.

Die Freireligiösen folgen in religiöser Hinsicht rückhaltlos ihrem Gewissen.

Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlung Herr ist.

Die Ausübung der Freiheit ist vollkommen, wenn sie auf Gott ausgerichtet ist. Jesus Christus hat die Menschen von der Angst vor versklavenden Mächten befreit und zum Dienst an der Gerechtigkeit beauftragt.

In Freiheit zu leben heißt, in der Liebe zu leben.

Der Anfang der Nachfolge Jesu macht das Reich Gottes gegenwärtig und befreit Menschen von Armut, Krankheit, Ausschluss und Tod.

Gebet

Auch Freireligiöse können beten. Jedoch nicht in dem Sinne, wenn Gebet als Bitte an einen personalen Gott um eine Abänderung der Weltgesetzlichkeit zugunsten einzelner Menschen verstanden wird.

Gebet im freireligiösen Sinn ist vielmehr eine Art Selbstgespräch des Menschen mit seinem eigenen Inneren. Die in Worte gefasste Einstellung seines Ich auf sein wahres Selbst.

Beten heißt: sich sammeln, den zerstreuenden Dialog des Lebens in den ernsten Monolog der Selbstbesinnung übersetzen.

Ludwig Feuerbach

Kann beschrieben werden als die mit begleitenden Worten und Handlungen verbundene Zwiesprache einer als Person vorgestellten Gottheit.

In der christlichen Gebetstradition gibt es das Lob-, Dank- und Bittgebet.

Das Gebet schafft Entlastung oder kann die Beeinflussung der Gottheit durch Bitten, Flehen, Verhandeln, etc. bedeuten.

Es setzt die Vorstellung eines „Gegenüber“ voraus. Jedoch nicht in gleichberechtigter Beziehung, sondern die des lenkenden „Herrn“, der als Person agiert und reagiert, handelt und antwortet.

Gewissen

Das Gewissen entwickelt sich im Menschen, wirkt in seinem Innersten und gebietet zum gegebenen Zeitpunkt, das Gute zu tun und das Böse zu unterlassen.

Das heißt, es geht um das Gefühl, um das, was gut und böse, recht oder unrecht ist.

Es ist innerer Gesetzgeber und Richter nur für den einzelnen. Sokrates spricht vom „daimonion“ als einer inneren Stimme im Menschen, der er unbedingt folgen müsse.

„Freireligiös ist der Mensch, der in religiöser Hinsicht rückhaltlos seinem Gewissen folgt.“

Georg Pick

Die christliche Ethik betrachtet das Gewissen als „Einfallstor des göttliche Willens“.

Wenn er auf das Gewissen hört, vernimmt der Mensch die Stimme Gottes, die darin spricht.

 

 

  

 

 

 

 

 

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Glaube

Im philosophischen Sinne ein Fürwahrhalten, das keine objektiv gesicherte Geltung beanspruchen kann.

Freireligiöse lassen sich einen Glauben nicht von anderen aufzwingen, sondern sind der Meinung, dass man ihn nur selbst erleben kann.

Glaube soll eine unmittelbare Beziehung zum Alltag des Menschen, zu seiner Arbeit und zu seinem Lebensgefühl haben.

Er ist für Freireligiöse eine Überzeugung der eigenen überprüfbaren Erfahrung, die verstandesmäßig vertretbar und praktisch lebbar ist.

Konkret erweist er sich als ein Jasagen: Ein Ja zum Leben, ein Ja zur Möglichkeit menschlicher Freiheit, ein Ja zur Verantwortung, ein Ja zum Sinn des Lebens.

Glaube lebt als idealistische Hoffnung und aus dem Wunsch nach einem gelingenden und geglückten Leben.

Glaube steht als Kennzeichen für die Beziehung zwischen Gott und Menschen.

 

Christlicher Glaube bezeichnet die christliche Verkündigung, Lehre und Tradition, das Bekenntnis und umfasst den christlichen Lebensentwurf.

Glaube meint eine Haltung gegenüber Gott, die durch vorbehaltloses Vertrauen gekennzeichnet ist.

 Er ist eine von Gott geschenkte Tüchtigkeit („Tugend“), die von ihm geoffenbarte Wahrheit anzunehmen und an ihr unerschütterlich festzuhalten.

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Glaubensbekenntnis/Dogma

Weder Glaubensbekenntnis noch Übernahme von Dogmen werden als Voraussetzung der Mitgliedschaft verlangt.

Das heißt jedoch nicht, dass Freireligiöse keinen Glauben und keine tieferen Über­zeugungen haben. Jedoch wird niemand zu bestimmten Glaubenssätzen gezwungen, genauso wie sich Glaube und Anschauung wandeln können.

Einschränkend ist jedoch zu bemerken, dass sich freireligiöse Anschauungen schon in einem bestimmten Rahmen bewegen.

Niemand wird herabgesetzt, weil er anderer Meinung ist.

Dabei handelt es sich um bindend festgelegte Glaubenssätze, die die Kirche endgültig und allgemein verbindlich vorschreibt und deren Leugnung Irrlehre (Häresie) bedeutet.

Das Glaubensbekenntnis ist eine formelhafte Zusammenfassung der Kernpunkte des Glaubens.

Gott

Freireligiöse fragen über das sinnlich wahrnehmbare Materielle hinaus und setzen die Bindung an etwas Höheres, Heiliges,

Ewiges voraus.

Sie sprechen eher vom „Göttlichen“ als von Gott und lehnen die Bindung an einen personalen Gott ab. Der Gedanke, dass ein persönliches, ansprechbares Wesen nicht nur die Geschehnisse der Welt lenkt und beeinflusst, sondern auch Rechenschaft für das Handeln des Menschen fordert, ist für Freireligiöse nicht nachvollziehbar.

Vielmehr binden sie sich an vom Menschen selbst geschaffene Werke als Lebenssinn, der nicht in ein Jenseits hinein verlegt wird, sondern ganz im Diesseits aufgeht.

An Stelle des transzendenten Gottes wird eine immanente Größe gesetzt und oft als „Gott in der Welt - Gott im Menschen“ gedacht.

Die Bibel lehrt, dass Gott ein persönliches Gegenüber ist, das handelnd eingreift.

Gott ist der Schöpfer des Universums, nicht Teil der Schöpfung. Und er steht über ihr. Er ist die heilige, übersinnliche, transzendentale Macht in personaler Gestalt, die als Schöpfer Ursache allen Naturgeschehens ist, das Schicksal der Menschen lenkt und die normative Größe für deren sittliches Verhalten darstellt.

Gut und Böse

Die Natur des Menschen ist weder gut noch schlecht.

Der Mensch muss sich selbst, seine in ihm schlummernden Kräfte, entdecken.

Alles Gute, das die Menschheit besitzt, ist durch menschliche Kraft zustande gekommen. Das Gute kann durch sittliches Streben erreicht werden und orientiert sich zum Beispiel nach der sogenannten Goldenen Regel, wonach andere so behandelt werden sollen, wie wir wünschen, selbst behandelt zu werden.

Das Gute bzw. das Böse sind keine eigenständigen Mächte, sondern Gut und Böse sind Wertungen.

Das Wohl des Einzelnen hängt mit dem der Gesamtheit zusammen. Das Böse ist alles das, was anderen schadet und ein Angriff auf Dasein und Leben bedeutet.

 

Gut und Böse sind klare Gegensätze. Gut ist, was von Gott kommt, was aus der Vertrauensbeziehung zu Christus wächst, was der Heilige Geist im Leben des Menschen bewirkt.

Das biblische Menschenbild behauptet: „Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (1 Mose 8, 21)

Gott fordert zur Bekehrung auf. Der Mensch ist allein nicht in der Lage, das Gute zu tun, er ist erlösungsbedürftig (siehe Erlösung).

Urheber des Bösen ist Satan, der Gottes Liebe und Gerechtigkeit in Frage gestellt, die Menschen versklavt und Krankheit und Leid in die Welt gebracht hat.

Heilig

Das Heilige ist kein greifbarer Gegenstand, sondern kennzeichnet sich durch das Erfahren des Erhabenen in Natur, Kunst und Feier; das Empfinden des Einsseins mit dem großen und kleinen Kosmischen, aber auch als „Mysterium tremendum“, das Erschauern vor der geheimnisvollen Größe der Erscheinungen; kurz: ein tiefes Ergriffensein in erschrecktem Versinken oder in glücklicher Entgrenzung.

Dies ist das Wesentlichste, Innerste jeder Religion. 

Für den religiösen Menschen sind das nicht Hypothesen, sondern unmittelbar erfahrene Wirklichkeit.

Er fühlt sich im Einklang mit dem Kosmos und steht andächtig vor dem Erhabenen.

Heilig meint das, was Albert Schweitzer mit dem Wort „Ehrfurcht vor dem Leben“ bezeichnete.

Heilig ist die Eigenschaft dessen, wovor wir Ehrfurcht haben.

So kann Religion in besonders eindringlicher Weise gekennzeichnet werden als Ehrfurcht vor etwas, was dem Menschen heilig ist.

 

In der christlichen Religionswissenschaft werden die Bezeichnungen „heilig“ und „das Heilige“ oft als Zentralbegriffe der Religion gebraucht.

Es soll mit ihnen dann nicht allein die kultische Sphäre erfasst  werden, sondern das, was die Religion grundsätzlich von allen anderen Bereichen der Wirklichkeit unterscheidet.

Nach christlichem Dogma ist Heiligkeit das Wesen der unendlichen Fülle des göttlichen Seins, der göttlichen Erhabenheit.

Personen sind heilig, wenn sie durch ihr sittlich vollendetes Leben mit Gott verbunden sind.

Heiliger Geist

Der Begriff kommt in freireligiösem Denken nicht vor. Auch wird der Begriff der Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist) als dogmatische Konstruktion abgelehnt.

Geist wird vielmehr als schöpferische Kraft im Menschen selbst gedacht.

 

„Ich glaube, dass es meine Vernunft, das heißt der Geist in mir ist, durch den ich die ewige Wahrheit erkenne.“

Julius Rupp

Im klassischen trinitätstheologischen Sprachgebrauch bezeichnet der Heilige Geist neben Vater und Sohn die dritte göttliche Person des in seinem Wesen Einen Gottes.

Er bezeichnet den unsichtbaren aber wirksamen, als Geber und Gabe zugleich gedachten, als lebensspendende Kraft und Band der Liebe erfahrenen Gott.

Er wird als das unfassbar Gegenwärtige an Gott umschrieben.

Hoffnung

„Es lebte nichts, wenn es nicht hoffte.“

Friedrich Hölderlin

 

Hoffnung ist etwas, was uns erfüllt und wieder verlassen kann.

Religiös ausgedrückt: Hoffnung ist eine Begnadung, ein in der Natur des Menschen liegendes Gut. Getragen von der Kraft der Hoffnung wagt der Mensch sich auf den Weg der fortgesetzten Gestaltung seines Seins und gibt seinem Leben damit Sinn.

 

Hoffnung ist der stärkste Beweggrund zum Leben. Wer ein Gefühl für Sinn hat, will Sinn leben. Wer Sinn leben will, hat Hoffnung, ihn erleben zu können; und zwar im Hier und Jetzt und nicht in einem vorgestellten jenseitigen Leben.

Hoffnung lässt sich theologisch bestimmen als die zukunftsorientierte Gestalt des christlichen Glaubens und steht als zweite göttliche Tugend zwischen Glauben und Liebe.

 

Stichworte der christlichen Zukunftserwartung sind: Reich Gottes, die Rettung am Jüngsten Gericht, die Auferstehung der Toten, die endgültige Offenbarung Gottes als Gott der Lebenden und der Toten, der neue Himmel und die neue Erde.

 

„Die Hoffnung ist jene göttliche

Tugend, durch die wir uns nach dem Himmelreich und dem ewigen Leben als unserem Glück sehnen.“

Katechismus der Katholischen Kirche (1993, S. 480)


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Jesus Christus

„Wir kennen keinen übernatürlichen Christus, keinen Gott oder Halbgott in menschlicher Gestalt.“

A. Wislicenus

Jesus Christus wird unter Freireligiösen teilweise als Offenbarer der Liebe oder sittliches Vorbild anerkannt.

Zum Teil wird ihm aber jede Verbindlichkeit abgesprochen bis hin zur Verneinung seiner geschichtlichen Existenz.

 

Er gilt als einer unter vielen Religionsstiftern, die zur Entfaltung und Höherentwicklung der Menschheit beigetragen haben.

Jesus gilt als unbedingte und einmalige Offenbarung Gottes „im Fleisch“.

Diese Auffassung unterscheidet das Christentum von anderen Stifterreligionen.

In Jesus Christus begegnet Gott selbst dem Menschen in einzigartiger Weise „in Person“. In seinem Leben und Leiden, in seiner Leidenshingabe ist Jesus das eine, unüberhörbare Wort Gottes an die Menschen.

Er ist der menschgewordene Sohn Gottes, starb für die Menschen am Kreuz, ist auferstanden und gilt als Mittler und Fürsprecher.

Kirche

Für Freireligiöse gibt es Gemeinschaft, aber keine Kirche. Freie Religion ist eine Religion ohne Kirche.

Freireligiöse Gemeinschaften bestimmen sich selbst und unterwerfen sich keiner Hierarchie.

Kirche kommt vom griechischen Wort „kyriakon“(das heißt „die dem Herrn gehörende“). In der Kirche ruft Gott von allen Enden der Erde sein Volk zusammen. Kirche bezeichnet im christlichen Sprachgebrauch darüber hinaus die liturgische Versammlung, aber auch die Ortsgemeinde oder die Gemeinschaft der Gläubigen.

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Kult

Feierstunden und Kulthandlungen dienen der Erhebung der Gedanken über den Alltag hinaus sowie der Besinnung und Vertiefung freireligiösen Glaubens und der Stärkung ethischen Wertebewusstseins.

 

Das Gemeindeleben vollzieht sich im Wesentlichen in Feierstunden, Amtshandlungen zu den Festen des Lebens (Taufe, Jugendweihe, Hochzeit, Trauerfeier), Festen oder Gedenktagen im Jahreszyklus sowie in Form von Religionsunterricht und Gesprächskreisen.

Öffentliche und gemeinsame Handlung, mit der sich der Mensch mit Gott in Beziehung setzt.

Im Gottesdienst stellt sich die Kirche lehrend, erbauend und feiernd als religiöse Gemeinschaft dar.

Leiden

Leid meint eine Grenzerfahrung, die zum menschlichen Leben gehört.

Der Freireligiöse kann keine helfende, überpersönlichen Mächte zur Linderung des Leids anrufen, sondern ist auf sich, beziehungsweise die menschliche Gemeinschaft gestellt.

Tragik und Leid sind Ausdruck der Tatsache,

Seit dem Christentum wird von einem Wert des Leidens gesprochen, der darin besteht, dass er die Tugend der Leidensfähigkeit erzeugt.

Im Buch Hiob ist der Zweck des Leidens die Erprobung des Gottvertrauens.

In der Leidensgeschichte Christi steht Gott dem menschlichen Leiden

 

dass das Leben auf dem Weg ist.

 

„Wenn auf jeder Lebensstufe

deine Kurve steigt und fällt

folge deinem innern Rufe,

und dich trägt der Grund der Welt.“

Georg Pick

 

nicht nur gegenüber, sondern leidet als Menschgewordener selber.

Die Personalunion von Gott und menschlichem Leid im Gehorsam Jesu begründet die Hoffnung auf das Ende des Leides im Reich Gottes und gibt dem zwischenzeitlich zu erduldendem Leid den Charakter der heilsamen Kreuzesnachfolge.

Mensch

Der Mensch ist weder „Krone der Schöpfung“ noch „Maß aller Dinge“.

Die Ökologie lehrt, dass der Mensch weder Herrscher noch Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern eingebettet in einen weiten, lebendigen Nährboden, den Gesetzen der Wechselseitigkeit unterworfen.

Der Mensch ist ein Teil dieser Erde. Er steht als Teil neben  anderen Teilen: neben Tieren, neben Pflanzen, neben Luft, neben Wasser, neben Stein.

Der Mensch ist anderen Menschen als Mitmensch besonders wichtig und


steht ihnen näher als anderen Teilen.

Er ist abhängig von anderen Menschen. Freireligiöse richten sich in ihren Handlungen nach dem Menschen - nicht nach Gott - und berücksichtigen, dass allein der Mensch die Verantwortung dafür trägt.

„Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“ (Genesis 1,2).

Der Mensch nimmt in den Schöpfung eine einzigartige Stellung ein: er ist nach dem Bilde Gottes geschaffen und in seiner Natur vereinigt er die geistige und die materielle Welt.

Von allen Geschöpfen ist allein der Mensch fähig, seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben.

Der Mensch ist geschaffen, um Gott zu lieben.

 

Natur

Ist der Inbegriff, die Gesamtheit aller unmittelbaren Wirklichkeit, aller Dinge und Geschehnisse in ihrem gesamtheitlichen Zusammenhang. Sie bedeutet das Sein überhaupt.

„Sie ist alles.“

J. W. Goethe

 

Der Mensch ist Teil der Natur; das bedeutet: er gehört dazu, ist Teil in einem gewaltigen Großen und Ganzen. Es wird Natur noch geben, wenn es keine Menschen mehr gibt.

 

Der Mensch braucht die Natur, ist abhängig von ihr und nicht umgekehrt.

Diese Einsicht ist in der Freien Religion schon lange vor der Ökologiebewegung vertreten worden.

Die theologische Verwendung des Naturbegriffes leidet darunter, sehr vieldeutig zu sein. Bald werden Natur und Schöpfung gleichgesetzt, bald ist die Natur Sitz der widergöttlichen Veranlagung des Menschen, bald wird Natur im antiken Sinne als Offenbarung verstanden, bald als das, was überwunden werden muss.

Ein Standardwerk bietet folgenden Definition an:

„Die Natur ist die Schöpfung in ihrer gegenwärtigen Befindlichkeit, sie ist die phänomenale lebendige Welt, wie sie sich jetzt unserem vernünftigen Verstehen darbietet und es herausfordert.“.

Die elementare Form einer positiven Stellung des Christen zur Natur ist die Dankbarkeit für die in ihr enthaltenen Wohltaten Gottes.

 

Offenbarung

Für die Betrachtung Freier Religion spielt der Offenbarungsblickwinkel keine Rolle. Freireligiöse vertreten eine religionsgeschichtliche Position, die besagt, dass Religion nicht plötzlich, einmalig und vollendet auftaucht, sondern davon ausgeht, dass Religion sich innerhalb von Kulturkreisen historisch entwickelt und in Verbindung zu anderen Glaubens- und Weltanschauungs­systemen steht. Verwendung findet der Begriff z. B. in dem Sinne, dass sich der Wesens­grund des Seins (das Göttliche) dem Menschen in der ordnenden Gesetzmäßigkeit in der Natur offenbart. Eine solche Offenbarung ist das Ergebnis eines geistigen Prozesses, der eine religiöse Sicht der Welt ermöglicht.

 

Im religionsgeschichtlichen Sinn bezeichnet Offenbarung den gesamten Prozess, in dem eine Botschaft von einem Ursprung an einen gläubigen Empfänger vermittelt wird.

Im Christentum meint Offenbarung die Selbstbekundung Gottes.

Die religiöse Offenbarung wird übernatürlich, nicht mit dem Verstand, entgegengenommen und ist mit dem Glauben nur wenigen Begnadeten zugänglich.

Es gehört zum Wesen der Offenbarung, dass die Entgegennahme irrtumsfrei ist. Sie ist plötzlich gegeben, kulturunabhängig und unwandelbar.

Beispiel: Moses empfängt die Gesetzestafeln auf dem Berg Sinai.

 

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Religion

Religion ist ein bestimmtes, persönliches Verhalten zum Leben und zu den Menschen. Sie ist das von Ehrfurcht und Vertrauen getragene Verhältnis des Einzelnen zum Dasein.

Sie hat zu tun mit dem Verlangen, sich mit dem Ganzen von Welt und Dasein eins zu fühlen und dem Leben überhaupt einen Sinn zu geben.

Sie hat auch zu tun mit der Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinaus zu denken, zu fühlen und zu handeln.

 

Freie Religion ist nicht an eine bestimmte Lehre oder Offenbarung, an heilige Bücher oder Religionsstifter gebunden, sondern ereignet sich im Einzelnen selbst als das Innerlichste, was sich denken lässt“.

Arthur Drews

Unter christlichem Blickwinkel bedeutet Religion den Glauben an die Existenz Gottes und ist verknüpft mit dem Gefühl der Abhängigkeit und der Verpflichtung gegenüber dieser haltgebenden und verehrungs­würdigen Macht, die in der Regel personenhaft vorgestellt wird.

 

Christen bekennen sich in ihrem Glauben an Gott, der die Welt erschaffen hat, sie regiert und die Menschen je nach Verdienst belohnt oder bestraft.

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Seele

Seele bedeutet das unendliche Gebiet von Lebensäußerungen, in denen Herz, Gemüt und Gefühl ihr Ausdrucksfeld finden.

Sie ist keine selbständige Wesenheit im menschlichen Körper, sondern ein den Körper Durchziehendes, ihn Bewegendes, das Schmerz und Leid, Freude und Glück, innere Erfülltheit und Niedergeschlagenheit erzeugen kann.

Für mystisch orientierte Freireligiöse ist der Seelengrund der Ort, der zur Aufnahme des Göttlichen befähigt

(Meister Eckhart spricht vom „Fünklein“).

Eine Unsterblichkeit der Seele wird nicht angenommen, vielmehr bezieht sich der Gedanke der Unsterblichkeit auf die Vielzahl menschlicher Leistungen auf den verschiedenen Gebieten, die sich in die Annalen der Menschheitsgeschichte festschreiben und darin unsterblich sind.

Sie ist von Gott geschaffen, unsterblich und Kraft ihrer ethisch-verantwortlichen Natur fähig, mit Gott eine persönliche Beziehung aufzunehmen.

In der Bibel bedeutet der Ausdruck Seele oft das Leben des Menschen oder die ganze menschliche Person.

Er bezeichnet aber auch das Innerste eines Menschen, das Wertvollste an ihm, das, wonach er am meisten nach dem Bilde Gottes ist: „Seele“ benennt das geistige Lebensprinzip im Menschen.

 

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Schöpfung

„Alle Schöpfung ist Werk der Natur.“

Goethe

Dem Weltbild der Bibel (Erschaffung der Welt in 7 Tagen) wird ein wissenschaftliches Weltbild gegenübergestellt. Die Welt, die Schöpfung, ist ein Werden, das sich seit Milliarden von Jahren vollzieht, dessen letzter Grund uns bislang verborgen bleibt.

Die Weltentstehung verlangt

einen persönlichen Urheber, durch dessen Wille und Tat die Welt entsteht.

Nach christlicher Lehre ist der Schöpfungsakt Gottes ein unausgesetzter und hat die Welt nicht nur hervorgebracht, sondern erhält sie im Sein.

Sünde, Schuld, Vergebung

Schuld und Sünde ist all das, was nicht dem Ideal eines mit Mensch und Welt im Einklang gelebten Verhaltens entspricht.

Schuld kommt durch Verfehlung zustande und zieht eine Verantwortlichkeit für diese Normverletzung nach sich. Sie betrifft den Mensch, der schuldig wird. Möglichkeiten zur Überwindung einer begangenen Schuld sind Wiedergutmachung und Besserung. Letztendlich müssen wir als Menschen selbst vergeben. Denn der Mensch ist sich selbst, seinen Mitmenschen und seiner Mitwelt gegenüber verantwortlich.

Sünde ist eine schuldhafte Verfehlung gegenüber Gott.

 

Dies geschieht durch Übertretung göttlicher Gebote, die den kultischen und vor allem ethischen Bereich betreffen. Die Entstehung der Sünde wird von der christlichen Theologie mit der Annahme der durch den Sündenfall bedingten Erbsünde erklärt.

Gott vergibt die Sünden und ist bereit, Jesu Tod als Opfer für die Schuld der Menschen anzunehmen. Die Gläubigen werden dadurch von Schuld befreit.


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Symbol

Das Sonnenkreuz (oder auch Sonnenrad) ist uraltes Symbol von Ganzheit.

Die Zeit fließt, sie springt nicht - das verdeutlicht der als Rad verstandene Kreis.

Das immerwährende Werden und Vergehen, also die zeitliche Dimension von allem was existiert, symbolisiert sich in der Drehbewegung des Rades.

Der Mittelpunkt der vier Speichen symbolisiert das Ewige (Unvergängliche).

Das Sonnenrad steht z. B. auch für den Jahreslauf der Sonne mit 4 Wendepunkten (4 Jahreszeiten).

Ebenso steht es für die Wendepunkte in der persönlichen Lebenszeit (Kindheit, Jugend,

Erwachsensein, Alter).

Als Pluszeichen aufgefasst ist das Kreuz im Sonnenkreis eine Darstellung des „Ja“, das Freireligiöse zum Dasein sprechen.

Das Symbol der Kreuzes ist Zeichen der Christen.

Es ist Abbildung der Hinrichtungsstätte Jesu, Symbol des Todes und der Auferstehung. Der Opfertod Christi am Kreuz bezeichnet in der christlichen Glaubenslehre eine Heilstat, die notwendig war, um die Menschheit von Schuld und Sünde zu befreien.

 


 

Freie Religion

Christliche Lehre

Tod und Jenseits

Tod ist der Endpunkt des persönlichen Lebens und Teil des natürlichen Kreislaufes von Werden und Vergehen, dem alles in der Natur unterliegt.

Freireligiöse gehen nicht von einem Weiterleben nach dem Tod in einem Jenseits als Individuum aus.

Das Weiterleben findet vielmehr in der Erinnerung derer statt, die dem Verstorbenen über seinen Tod hinaus verbunden sind.

Alle Vorstellungen darüber sind Spekulation. Das Wissen des Menschen um seinen sicheren Tod ist eine Quelle von Religion. Alle Erklärungsmodelle zu einer weiteren Existenz bergen Gefahr, freies Denken und Forschen zu behindern (siehe Seele).

Tod ist das Ende des irdischen Lebens, aus dem es zwei Auferstehungen geben kann: die der Erlösten zum ewigen Leben bei der Wiederkunft Jesu und die der „Verlorenen“ zum Jüngsten Gericht.

Über den Tod wird zum Teil unterschiedlich gedacht: das Christentum sieht einerseits im Tod eine Folge des Sündenfalls, die im Glauben an Christus besiegt wird.

Anderseits wird Tod auch als das Normale, selbstverständlich zum Leben Gehörende angenommen. Ziel des Menschen ist es, die eigene Seele durch christlich gelehrtes ethisches Verhalten in dieser Welt auf das Jenseits als Ort der Erlösung vorzubereiten.

Wunder

Der Begriff Wunder enthält den des Wunderbaren.

In dieser Bedeutung ist er nicht von magischen Vorstellungen abhängig, sondern bezeichnet einen Vorgang, der uns Staunen abnötigt, und unsere Gedanken in besonderer Weise auf letzte Daseinsgründe lenkt.

Er ist Ausdruck tieferen Empfindens, einer religiösen Haltung, die unveräußerlicher Besitz des religiösen Menschen ist.

Den Freireligiösen kann gerade das Alltägliche, zum Beispiel der nach strenger Gesetz­mäßigkeit ablaufende Lebensprozess in der Natur Wunder genug sein.

Eine außerordentliche Begebenheit, die man sich nicht erklären kann, die dem naturgesetzlichen Lauf der Dinge direkt widerspricht und die vom frommen Glauben auf das Eingreifen Gottes

zurückgeführt wird.

Nach katholischer Auffassung werden physikalische Prinzipien durch das Wunder nicht durchbrochen, auch nicht aufgehoben, sondern von Gott Kraft seiner Allmacht für einen bestimmten Fall an ihrer Auswirkung gehindert.

 

 


 

Auswahl aus der Literatur von und über die Freireligiöse Bewegung

BECKER, KARL: Freigeistige Bibliographie

Ein Verzeichnis freigeistiger, humanistischer und religionskritischer Literatur. (ohne Jahresangabe)

Verlag der Freireligiösen Landesgemeinde Württemberg,

BECKER, KARL: Trauer und Trost

Freireligiöse Landesgemeinde Württemberg. Stuttgart 1988

BREDERLOW, JÖRN: Lichtfreunde und freie Gemeinden

Religiöser Protest und Freiheitsbewegung im Vormärz und in der Revolution von 1848/49

Oldenbourg Verlag, München-Wien 1976

BUSSEMER, HERRAD-ULRIKE:

Frauenemanzipation und Bildungsbürgertum

Sozialgeschichte der Frauenbewegung in der Reichsgründungszeit. Weinheim: Beltz 1985

BUND FREIRELIGIÖSER GEMEINDEN DEUTSCHLANDS:

Die Freireligiöse Bewegung - Wesen und Auftrag

Selbstverlag des Bundes 1959

BUND FREIRELIGIÖSER GEMEINDEN DEUTSCHLANDS:

Wege ohne Dogma

Verlag „HUMANITAS“, Ludwigshafen 1990

BUND FREIRELIGIÖSER GEMEINDEN DEUTSCHLANDS:

Verhandlungen bei Schließung des Bundes freireligiöser Gemeinden

Nachdruck v. 1859 Verlag Humanitas, Ludwigshafen 1984

FREIE AKADEMIE:

Die Rolle der Großkirchen in der Bundesrepublik Deutschland.

Band 3 der Schriftenreihe der FA. Wiesbaden, Selbstverlag 1983

FREIRELIGIÖSE LANDESGEMEINSCHAFT HESSEN:

Glaube, Wissen, Religion - Wesen, Grundzüge

Leitgedanken der FLH. Heimweg-Verlag, Neu-Isenburg 1982

GRAF, FRIEDRICH WILHELM:

Die Politisierung des religiösen Bewusstseins.

Die bürgerlichen Religionsparteien im deutschen Vormärz: Das Beispiel des Deutschkatholizismus

Verlag Fromann-Holzboog, Stuttgart - Bad Cannstatt 1978

GEHRMANN, MAX:

Geschichte der Frei-religiösen Gemeinde Offenbach am Main.

Offenbacher Geschichtsblätter Nr. 18, 1968

GEHRMANN, MAX (Hg.): Weltmelodie

Deutsche Dichtung des Allempfindens und der Lebensordnung. Wilhelm Kumm Verlag, Offenbach 1968

GERVINUS, GEORG GOTTFRIED:

Die Mission der Deutschkatholiken

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim,

Nachdruck 1982

HALLBERG; BO: Die Jugendweihe

Zur deutschen Jugendweihtradition.

Vandenhoeck  Ruprecht, Göttingen 1979

HEYER, FRIEDRICH und PITZER, VOLKER:

Religion ohne Kirche

Die Bewegung der Freireligiösen

Quell Verlag Stuttgart 1979, 2. Auflage

KUHN, ANETTE: Studien zur Friedensforschung

Theorie und Praxis historischer Friedensforschung.

Klett/Kösel, Stuttgart 1971

LIPP, CAROLA (Hg.):

Schimpfende Weiber und patriotische Jungfrauen

Buchl-Moos: Elster Verlag 1968

Daraus: LOTZ, ALEXANDRA:“Die Erlösung des weiblichen Geschlechts“. Frauen in deutschkatholischen Gemeinden.

PILICK, ECKHART (Hg.): Freue dich, o Christ und Heid

Ein Weihnachtsbuch

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim 1984

SCHLOETERMANN, HEINZ: Säkulare Religion

Rundfunkreden und Aufsätze

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim 1968

SCHLOETERMANN, HEINZ: Religion heute

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim 1969

TAESLER, SIGURD: Ehrfurcht, Humanität, Toleranz

Unitarische Freie Religionsgemeinde Frankfurt/Main 1982

WEISS, KARL: 125 Jahre Kampf um freie Religion

Dargestellt an der geschichtlichen Entwicklung der freireligiösen Landesgemeinde Baden

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim 1970

 

 

Die Freireligiöse Gemeinde Mainz hat folgende Schriften herausgegeben:

 

DREWS, ARTHUR: Hat Jesus gelebt ?

Angelika-Lenz-Verlag, Neustadt a. Rbb., 1994

GEIS, LOTHAR: Quellensammlung freireligiöser Thesen

Mainz 1989

GENSLER, ELKE: Von Gott zum Göttlichen

Mainz 1994

HIERONYMI, WILHELM: Grundgedanken und Unterscheidungslehren der freireligiösen Gemeinden (1872)

Mainz, Neuauflage 1992 und 1994

 

 

Freireligiöse Zeitschriften:

 

MONATSZEITSCHRIFT:

Wege ohne Dogma

Freireligiöse Verlagsbuchhandlung Mannheim

 

VIERTELJAHRESZEITSCHRIFTEN:

Die Morgenröte

Frei-religiöse Gemeinde Offenbach

Freireligiöse Rundschau

Freireligiöse Landesgemeinde Württemberg, Stuttgart